Liberation Marker

 

Im Garten der Stieglerhaus-Gemeinnützigen Privatstiftung: Version III

 

 

Ein Werk von Josef Schützenhöfer

 

 


Josef Schützenhöfer geboren im oststeirischen Vorau, aufgewachsen in Friedberg, ging im Alter von 19 Jahren ... aus tiefer Verabscheuung der Exekutive... er hatte einen Sandler gegen den harten Einsatz der Polizei wohl zu heftig verteidigt... in die USA und studierte am Cleveland Institut of Art, Malerei. Aus Geldmangel heuerte er für vier Jahre bei der US-Navy als Zahntechniker an und erlangte somit das begehrte GI-Bill (staatlich finanzierter Uni-Zugang für Veteranen). Mit dieser Unterstützung war es möglich ein Undergraduate und Graduate Degree der Bildenden Künste zu absolvieren. Obwohl zur selben Zeit von der Vöst-Alpine offiziell gegen das österreichische Waffenexportgesetz verstoßen wurde, erkannte Österreich dem Zahntechniker J. Schützenhöfer in dieser Zeit wegen medizinischer Hilfsarbeit für eine fremde Armee, die österreichische Staatsbürgerschaft ab. Sie wurde ihm erst wieder nach seiner Rückkehr in der Mitte der 90iger Jahre erteilt.   

 

Josef Schützenhöfer wendet sich in seinem Denken und künstlerischen Arbeiten immer klarer gegen alle Arten von Autorität und beginnt sich für die unterdrückte Aufmerksamkeit jener, die für die Freiheit Österreichs im 2. Weltkrieg gekämpft hatten, einzusetzen. 

 

Nach einigen antiautoritären Aktionen und preisgekrönten Arbeiten gegen 

Kriegsstifter, Kriegshetzer und Kriegsgewinner in Amerika, kehrte der Maler nach 24 Jahren in seine Heimat zurück. 

In seinen Sozial Paintings z.B. im Grazer Puchwerk, Semperit-Werke und vieler ArbeiterInnen, nahm er Stellung zu wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Ungerechtigkeiten im Land. Dabei interessierte ihn in seinem Stil immer das Unsaubere, das Störende in den Arbeiten. Durch Farbkleckse, Farbgerinnsel, Auslassungen, zeigte er, dass es an den Motiven alles andere als glatt und sauber zugeht. Auch in seinen Landschaftsmalereien zeigt er die Wunden und das scheinbar Periphere auf. Ebenso kommt in seinen Arbeiten das satirische Moment immer wieder durch, siehe seine Studien über Polizei und Politiker. 

 

In seiner neuen Heimat Pöllau wo er auch sein Atelier hat, stieß er nach seiner Rückkehr immer wieder auf Relikte und Symbole aus der nationalsozialistischen Zeit, die allerdings vom Großteil der Bevölkerung geschätzt wurden: Die Ortsmusik trug den Namen des rassistischen Hassdichter Ottokar Kernstock, Schöpfer des Hakenkreuzliedes. 

Hinter dem Kirchhof trohnt im klobigen Kriegerdenkmal ein Drachentöter mit Eichenlaub, um den herum die tödliche Auswirkung der Nazizeit auf die Region in Form der Namen der einheimischen Gefallenen gruppiert sind. Ein Symbol der nationalsozialistischen, kriegerischen Ideologie ist immer noch auf dem restauriertem Eingangsportal der Turnhalle zu sehen: Die 4 F angeordnet wie ein Hakenkreuz des antisemitischen, deutschen Turnerbundes.

 

Nirgendwo aber wird der Befreier Österreichs, den Alliierten, den mutigen Widerständlern und den einheimischen Opfern des Nationalsozialismus gedacht.

 

Schützenhöfer startet gegen sehr großen Widerstand nicht nur aus Pöllau das LIBERATIONS ART PROJEKT, das sich mit noch unreflektierten Zeichen und Denken des Nationalsozialismus in Stadt, Herzen und Seelen der Pöllauer beschäftigt.

 

...angefangen hat alles mit einer Cover Story im Virginia Pilot, zum 40. Jahrestag an dem das deutsche U Boot U85 an der Küste Virginias versenkt wurde. Zwei Tage später wurden damals die 29 Besatzungsmitglieder des deutschen U Bootes am National Cemetery in Hampton begraben...Ich besuchte diesen Friedhof. Der respektvolle Umgang und die Würde, das man die Gräber der Feinde neben jenen der der eigenen Soldaten legte, ließ mich nicht mehr los... 

       

          Josef Schützenhöfer

 

 

Der Künstler erinnerte sich nach seiner Rückkehr in seinen neuen Wohnort Pöllau an den im Juni 1944 durch Nazis abgeschossenen USAAF Bomber dessen Teile sich samt Crew auf die gesamte vom Nationalsozialismus dominierte Region verteilte. Im selben Jahr waren zwei weitere Bomber in der Umgebung abgestürzt. Am Ende waren es österreichweit ungefähr 460, bis die Alliierten und die Widerstandskämpfer die Freiheit für Österreich erkämpft hatten. 

Aber kein Zeichen der Würde, des Dankes, der Erinnerung schmückt die Orte der Flugzeugabstürze. Wo waren die geschmückten Gräber der Befreier? Keine Ortszeitung, kein Gendarmeriebericht beschreibt diese Tragik der Alliierten. Bomberbleche wurden für Räucherschränke, Plumpsklos und sonstiges genutzt. Dafür war immer noch das Lamento der Einheimischen zu hören, wie groß ihre Opfer in dieser Zeit waren. Auf dem Kriegerdenkmal sind die Namen der Menschen die in falscher Hoffnung im ganzen Kriegsgebiet des zweiten Weltkrieges gefallen sind zu lesen, aber niemand nennt die Namen derer die Widerstand geleistet haben, und jene der Befreier dieses vom Nationalsozialismus verseuchten Landes.

 

Es folgte der erste Brief an den Bürgermeister der Stadt Pöllau, das Kriegerdenkmal mit den Namen der Widerstandskämpfer, der Opfer des Nationalsozialismus zu ergänzen.

Den Anfang sollten die Namen der im Kampf um unsere Freiheit ums Leben gekommenen  amerikanischen Bomberbesatzungen machen.  

 

Im Jahr 2001 wurde das Vorhaben samt Skizzen zum Liberation Project im Gemeinderat von Pöllau eingereicht. Nach mehrmaligem Nachfragen wurde das Projekt aufgrund zu brutaler Darstellung abgelehnt. 

 

Das Bild On this Foreign Field – Liberator Harry Moore als Hauptdarstellung wurde begonnen um es unter gewissen Voraussetzungen Pöllau als Schenkung anzubieten. Erfolglos. 

Im selben Jahr erstand die steirische konservative Partei ÖVP das Bild 

Liberator Harry Moore für ihre Kunstsammlung. Der Überlebende und Zeitzeuge des Absturzes der American Air Force USAAF Bombers von 1944 in Pöllau, Dr. Robert Otto wurde vom Erlös dieses Verkaufs in die Steiermark eingeladen. 

 

Bei einer neuerlichen Einreichung bekam die Skulptur in Pöllau nur eine temporäre Aufstellgenehmigung von zwei Wochen, ebenso stellten sich ortsansässige Autoritäten noch immer vehement dagegen. Daraufhin zog der Künstler sein Angebot zurück. Im Auftrag der Gemeinde konstruierten stattdessen Schüler der Hauptschule Kaindorf im Jahr 2008 Harry Moore´s Flugzeug im Rabenwald.

 

Erst als der ortsansässige Professor für deutsche Literatur Dr. Klaus Zeyringer mit Gerhard Ruiss von den IG Autoren und Autorinnen aus Wien eine Petition auflegte um auf Pöllau Druck auszuüben, worauf hunderte von AutorInnen, KünstlerInnen, MusikerInnen, EntertainerInnen, SportlerInnen, UnternehmerInnen, UniversitätsprofessorInnen unterschrieben, begann ein Umdenken. 

Und nach einer Veränderung im Gemeinderat von Pöllau 2009, konnte Josef Schützenhöfer erfolgreich um Bewilligung, seines Liberation Markers für einen dauerhaften Standort zu produzieren, ansuchen. Die Fertigstellung wurde für 2011 angesetzt und durch Unterstützung des Landes, ging der Prozess voran. 

 

Die Planung und Konstruktion des Liberation Markers fand in Zusammenarbeit mit vier Absolventen des MICA, Maryland Institute College of Art, dem Bildhauer Douglas Hoagg, der Künstlerin Emily Hines, dem Maler und Graphiker William Contino und Josef Schützenhöfer statt. 

 

Das Design des Kunstobjekts basiert auf der Form des Luftruders eines US B24 WWII Liberation Bombers. Die vier Malereien zeigen die vier abgestürzten Air Force Flugzeuge, die im Pöllauer Land zu Boden gingen. Auf der einen Seite wurden zwei Siebdrucke historischer Darstellungen platziert, eine der Texarkana Hussy USAAF Mannschaft und eine zeigt die ersten russischen Freiheitskämpfer, die gegen Kriegsende in Pöllau ankamen.

 

Die Namen der Gefallenen aber auch überlebenden Piloten der abgestürzten Flugzeuge kann man auf dem Liberation Marker lesen. Das Projekt Liberation Art Project wurde von der Steirischen Kulturinitiative unter der Leitung von Herbert Nichols-Schweiger angenommen und unterstützt, was die Veröffentlichung einer Publikation nach sich zog. 

Liberation Continued www.leykamverlag.at ISBN 9783-7011-8048-6

 

Innerhalb von 10 Tagen wurde das Objekt letztendlich mit Hilfe von vielen Einheimischen in Pöllau aufgebaut. Der Enthüllung im Stadtpark wohnten in etwa 200 Menschen bei.

 

Vom Tag der Aufstellung am 18. Juni 2011 bis Dezember 2011 wurde diese erste Version des Kunstobjekts Liberation Marker 45 mehrmals Opfer von Vandalismus und mußte immer wieder für weitere Ausstellungen in Marburg  Skupaj – Miteinander – Together – Ensemble in Gmunden, Graz, Pöllau, München, erneut in Graz und in Wien, rekonstruiert werden. 

 

Josef Schützenhöfer lebt und arbeitet in Pöllau und Italien. Seit 2018 ist der Liberations Marker nach einer neuerlichen Restaurierung als Leihgabe durch den Künstler Josef Schützenhöfer im Garten der Stieglerhaus-Gemeinnützigen Privatstiftung zu sehen. 

 

www.josef-schuetzenhoefer.com